Samstag, 3. Februar 2024

Siedlung auf der Dornhalde im Mesolithikum

Als der Schießplatz auf der Dornhalde im 19. Jahrhundert geplant wurde, war es weit bis zu den nächsten Siedlungen Degerloch und Heslach. 

Feuerstein-Bruch
Vor etwa 12 000 Jahre gab es vermutlich östlich des heutigen Dornhaldenfriedhof einen Lagerplatz. 

1950 wurden dort Geräte aus Feuerstein gefunden, etwa Schaber und Klingen, vielleicht auch Pfeilspitzen. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 10 000 und 5 500, also dem Mesolithikum, der Mittelsteinzeit.

Abbildungen der Funde haben wir nicht. Damit man sich etwas vorstellen kann, hier ein Foto eines gespaltenen Feuersteins aus wikipedia von Anton (rp) aus dem Jahr 2004.

Quelle:

Informationen von Dr. Elfriede Grunow-Oßwald. 

Liste der Kulturdenkmale Baden-Württemberg Teil A2, Stuttgart, Objekt.7/2019; Auszug aus der allgemeinen Denkmal-Datenbank, ADAB-Nr. 101823035 STUT036.

Dienstag, 18. April 2023

Veranstaltungen zur NS-Militärjustiz im Juni 2023

Zwei Veranstaltungen im Juni 2023

10. Juni 2023, 14:30 Uhr, Radtour

14. Juni 2023, 19:00 Uhr, Vortrag und Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth


Flyer zu den Veranstaltungen (als jpg)





NS-Militärgerichtsbarkeit in Stuttgart

Mittwoch, 14. Juni 2023, 19:00 Uhr

Foyer Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.

Vortrag von Dr. Bertram Maurer über:

 Die Soldaten, die nach militärgerichtlichen Todesurteilen auf der Dornhalde bzw. auf dem Burgholzhof erschossen wurden.

 Die Gerichtsorte, an denen die Urteile gesprochen wurden.

 Die Erschießungsorte, Dornhalde und Burgholzhof.

 Die Grabstätten, an denen die Opfer bestattet wurden, Steinhaldenfriedhof, Waldfriedhof.

Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth

Die Familie von Ewald Huth hatte sofort nach Ende des NS-Regimes begonnen, für seine Rehabilitierung zu kämpfen.

In dieser Tradition stehen seine Enkeltöchter

Gabriele Becker und Ulrike Kroneisen.

Sie haben beide eigene Recherchen zum Schicksal ihres Großvaters betrieben.

 Gesprächspartnerin ist die Autorin und Stadträtin

Dr. Christine Lehmann.  

Bitte anmelden unter anmeldung@hotel-silber.de.

Mit dem Fahrrad auf den Spuren der NS-Militärgerichtsbarkeit

Samstag, 10. Juni 2023, 14:30 Uhr

Start beim Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.

 
Nicht angefahren wird der Gerichtsort Feuerbacher Heide 40.

Leitung der Radtour: Dr. Christine Lehmann

Informationen an den Haltepunkten: Dr. Bertram Maurer.

Beim Landgericht in der Urbanstraße 20 wird Dr. Sabrina Müller vom Haus der Geschichte über die Gedenkstelen vor dem Haus und die Ausstellung im Gerichtsgebäude informieren.

Bitte anmelden unter veranstaltungen-hs@hdgbw.de.

Freitag, 28. Oktober 2022

Tod auf der Dornhalde

Hinrichtungen auf der Dornhalde - Führung mit Dr. Bertram Maurer

am 1. und am 20. November 2022

11:00 bis 12:30 Uhr Start am Garnisonsschützenhaus. 


Auf dem Maschinengewehrstand des ehemaligen Schießplatzes auf der Dornhalde wurden zwischen 1941 und 1944 etwa 30 Soldaten  erschossen. Verurteilt wurden sie z. T. in Stuttgarter Villen, die früher jüdische Besitzer hatten. Beerdigt wurden die meisten auf dem Steinhaldenfriedhof in Cannstatt in der Grababteilung X.

Am 1. November 1944, also vor 78 Jahren wurde Ewald Huth hingerichtet.


Fünfzehn der Hingerichteten wurden später in den Ehrenhain auf dem Waldfriedhof umgebettet, mitten unter die Gefallenen des 1. WK und der Kolonialkriege.






Vom Garnisonsschützenhaus (eigentlich Schießplatz-Kantine) gehen wir zur Stelle auf dem Dornhaldenfriedhof, an der der MG-Schießstand war. Danach zum Ehrenhain auf dem Waldfriedhof. Unterwegs wird man einiges über den ehemaligen Schießplatz, den Dornhaldenfriedhof und den Waldfriedhof erfahren. 

Gesamtstrecke etwa 2 km.


Samstag, 22. Oktober 2022

Waldsee auf dem Weg der Rettung

So wenig Wasser, wie in diesem Sommer und Herbst hatte das Biotop Waldsee auf der Dornhalde noch nie. Hier ein Foto von Mitte September.


Die Rettung ist aber auch in Gang. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) hat zunächst dafür gesorgt, dass See ausgebaggert wird. Es kann also keine Rede davon sein, den See verlanden zu lassen, wie zuweilen kolportiert wurde.  


Jetzt hat er noch weniger Wasser. Aber Abhilfe ist in Sicht. Die Idee, eine Leitung von der Regenabflussleitung im Dornhalden-Friedhof einen Abzweig zum See zu legen ist nicht neu, sondern wurde Mitte der 1980er Jahre schon realisiert.
Der Abzweig ist aber verschlammt und vielleicht auch durch Wurzeln zugewachsen. Er wird in näherer Zukunft frei gemacht, dann hat der See wieder einen Zulauf
Auskunft des GFF vom 21.10.2022


Montag, 7. März 2022

Stolperstein für Ewald Huth

Am 6. März 2022 wurde in Villingen vor dem Münsterplatz 8 ein Stolperstein für Ewald Huth verlegt. Er war von 1921 bis 1944 Chordirektor in Villingen und wohnte mit seiner Familie im Kaplaneihaus.

1943 wurde er von zwei Denunzianten, dem Fahnenjunker-Feldwebel Helmut Kö und der Nachbarin Pauline F. als NS-Gegner denunziert. In beiden Fällen hatte Ewald Huth in privaten Gesprächen seine Meinung über das NS-System nicht zurückhalten können.

Vor der Anklage wurde er als Gendarm eingezogen und unterstand damit dem SS- und Militärgericht XI in Stuttgart. Dort wurde er wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 1. November 1944 auf dem Maschinengewehrstand auf dem Schießplatz Dornhalde erschossen.


Das Wetter kam der Veranstaltung entgegen, kalt aber sonnig und auf dem großen Münsterplatz konnten sich die etwa 70 Besucher auch mit Corona-üblichen Abstand verteilen. Der Münsterchor begleitete unter der Leitung des Münsterkantor Roman Laub, einem Amtsnachfolger von Ewald Huth, die Verlegung. 



Die Familie

Über keines der Hinrichtungsopfer auf der Dornhalde ist so viel bekannt wie über Ewald Huth. Dafür ist in erster Linie die Familie Huth verantwortlich. Sie setzen sich schon ab 1946 um die Aufhebung des Urteils ein und sorgten später für die Umbettung vom Friedhof Steinhalden in Stuttgart nach Villingen. Das Engagement geht bis heute weiter. Leider konnte wegen Corona-Infektionen ein Teil der Familie an der Verlegung nicht teilnehmen.  

Tobias Dahmen, Bertram Maurer,
Enkelin von Ewald Huth mit Tochter und Lebensgefährtin

Tobias Dahmen ist ein bekannter Autor von Graphic Novels, z. B. Fahrradmod. Er arbeitet zur Zeit an einem Projekt, bei dem auch Ewald Huth eine Rolle spielt. Er war zur Verlegung extra aus Utrecht angereist.

Die Verlegung

Gunter Demnig verlegte an diesem Sonntag insgesamt 22 Stolpersteine in Villingen und Schwenningen. 

Ein seltener Anblick ergab sich auf dem Münsterplatz. Normalerweise wird das Loch im Pflaster für den Stein vorbereitet. Für den Stein für Ewald Huth musste Gunter Demnig das Loch selbst graben. Der Bautrupp der Stadt Villingen kam erst nach der Verlegung und stellte ein Schild auf.





Zweimalige Ablehnung durch den VS-Gemeinderat

Die Stadt Villingen-Schwenningen hat viele Jahre lang Stolpersteine als Form der Erinnerung an Nazi-Opfer grundsätzlich abgelehnt. Der Gemeinderat der Stadt hat jeweils 2004 und 2013 mit seiner Verweigerung überregionale Aufmerksamkeit erregt. [1] 

Erst im Januar 2020 hat der Gemeinderat Villingen-Schwenningen seine grundsätzliche Ablehnung von Stolpersteinen überwunden. Vor der Abstimmung hatte der Verein Pro Stolpersteine nochmals eine Mahnwache organisiert. [2] 

Am 20. Oktober 2021 wurden endlich die ersten 18 Stolpersteine verlegt. [3]

Der Stolperstein für Ewald Huth kommt zwar auch spät, aber nach ihm wurde bereits 1972 eine Straße nach ihm benannt und 2001 an seiner ehemaligen Wohnung eine Gedenktafel angebracht.


Quellen:

[1] kontext:wochenzeitung vom 04.02.2015

[2] Schwarzwälder Bote vom 27.01.2020

[3] Südkurier vom 20.10.2020

https://pro-stolpersteine-vs.de

https://pro-stolpersteine-vs.de/presse/ Eine umfangreiche Liste von Links auf Presseartikel, allerdings sind viele hinter einer pay-wall.

Colli. Kroneisen [2003] August Kroneisen, Hermann Colli: Ewald Huth: Mutiger Mann und aufrechter Christ. Villinger Widerstandskämpfer. Von den Nazis hingerichtet. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. 26 (2003), S. 65-71

Urteil des SS- und Polizeigerichts XI im Besitz der Familie Huth

Fotos Christine Lehmann und Bertram Maurer