Montag, 25. Januar 2021

Gustav Stange

Beim Gedenken an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 2021 liegt dieses Jahr der "Fokus auf die Zeugen Jehovasdie verfolgt wurden aufgrund ihres Glaubens, ihres Gewissens und der daraus folgenden Weigerung, das NS-Regime zu unterstützen". Gedenken dieses Jahr nicht im Landtag, sondern virtuell. 

Gustav Stange wurde am 24. Oktober 1903 in Oppenweiler im Kreis Backnang geboren. Er wohnte in Stuttgart-Stammheim als er zum Ersatz-Bataillon 5 der Landes-Schützen als Wehrpflichtiger eingezogen wurde. Als Zeuge Jehovas weigerte er sich, dem Stellungsbefehl nachzukommen. Am 20. Januar 1942 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung vom Gericht der Division z. b. V. 405 zum Tod verurteilt und am 20. Februar 1942 um 8:41 Uhr auf dem MG-Schießstand Dornhalde hingerichtet. Der Initiator der Stolperstein-Initiative, Gunter Demnig, hat 2007 in der Münchingerstraße 5 in Stammheim eine Gedenkplakette verlegt.


Sterbeurkunde:






Gustav Stange arbeitete in der Schuhreparaturwerkstätte von Rudolf Schlegel in der Böblinger Str. 103, wohnte aber in Stuttgart-Stammheim. Ein ehemaliger Nachbar erzählte damals: „Mein Vater hat noch versucht, ihn zu retten, [...]. Sie müssen doch nicht schießen, hat er gesagt. Aber Stange war innerlich so überzeugt von seinem Glauben, dass er die Folgen in Kauf nehmen wollte.“ Quelle

1933 lebten in Deutschland zwischen 20 000 und 30 000 „Bibelforscher“, wie sich die Zeugen Jehovas damals nannten. Etwa 1 200 von ihnen wurden in der NS-Zeit hingerichtet, 250 davon wegen Wehrdienstverweigerung durch Militärgerichte. (Vgl. Garbe, S. 500)

Der Fall von Gustav Stange ist mindestens seit 1989 öffentlich bekannt. 

1989 wird Gustav Stange von Detlef Garbe in seiner Dissertation erwähnt, ebenso in der Ausstellung "Stuttgart im zweiten Weltkrieg", die vom 01.09.1989 bis 22.07.1990 im Tagblatt-Turm in Stuttgart stattfand. Im Katalog zur Ausstellung gibt es einen Artikel von Egon Zweigart, der das Schicksal von Gustav Stange darstellt. 

Bei beiden Fällen spielt der Pfarrer in der Markus-Gemeinde in Stuttgart, Rudolf Dauer, eine wichtige Rolle als Quelle.

Quelle:

Sterberegister Stuttgart, 1942 Nr. 14.

www.stolpersteine-stuttgart.de (25.1.2021)

go-stuttgart.org Kurzbiographie mit Bild (25.1.2021)

Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich". 4. Auflage. Oldenburg 1999

Marlene P. Hiller (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung „Stuttgart im Zweiten Weltkrieg“. Gerlingen 1989

Darin: Egon Zweigart: „Oder soll ich gar den Weg gehen, den Judas gegangen ist?“. Die Ernsten Bibelforscher im NS-Staat, S. 255-258


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen