Samstag, 27. November 2021

Verschwindendes Naturdenkmal

Der Waldsee. Ein Naturdenkmal auf dem Weg zum Rückhaltebecken 

Der Waldsee beim Dornhaldenfriedhof ist dabei auszutrocknen. 

Die Fotos unten zeigen: Auch ein Wolkenbruch wie am 29. Juni 2021 hebt den Wasserspiegel nur für kurze Zeit. 

Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, was da eigentlich austrocknet: 

Hier verschwindet ein Naturdenkmal. Der Teich steht in der Liste der Naturdenkmale. Schutzzwecke: Ökologisch, Biozönose, Pflanzenbiotop, Tierbiotop. Er ist damit ein kleines Naturschutzgebiet.

1. Juli 2021                                                           17. Juli 2021

Beim letzten Bürgerhaushalt gab es einen Vorschlag (Nr. 62233), die Verlandung des Sees zu stoppen. Daraufhin äußerte sich der Bezirksbeirat Degerloch und die Presse berichtete.

Kein Regenrückhaltebecken

Im April hat die Stuttgarter Zeitung Frau Anna Sendler von der Pressestelle der Stadt Stuttgart zitiert mit dem Satz: „Das Gewässer ist weder ein See noch ein ausgewiesenes BiotopEs handelt sich um ein künstlich angelegtes Gewässer, ein sogenanntes Regenrückhaltebecken.“ 

Ich habe beim Amt für Umweltschutz nachgefragt und umgehend von Wolfgang Wagner die Antwort erhalten:

"Der Teich [...] ist ein Naturdenkmal. Die Bezeichnung als Regenrückhaltebecken ist falsch. Der Teich hat keine diesbezügliche Funktion, was das Tiefbauamt bestätigt hat."

Wie der Teich zum Bezeichnung Regenrückhaltebecken ist eine alte Geschichte, mehr zum Rückhaltebecken.

Leider rettet der Status eines Naturdenkmals den Teich nicht automatisch. Der Schutzstatus besagt nach Wolfgang Wagner:

"Bei Naturdenkmalen wie Biotopen sind alle Maßnahmen zu unterlassen, die das Schutzgut beeinträchtigen. Leider gibt es keinen Umkehrschluss. Aktive Pflegemaßnahmen können nicht gegen den Eigentümer zwangsangeordnet werden."

Das Amt für Umweltschutz Stuttgart mit dem Garten-, Friedhof- und Forstamt (GFF) Stuttgart ein freundliches Gespräch führen, was vermutlich auch passiert. Es wurden in den letzten Jahren Gebüsch und überragende Äste am Teich vom GFF entfernt. Ob auch Schlamm ausgebaggert wurde, das wirksamste Mittel, weiß ich nicht.

Das entscheidende Problem ist aber der schwache Zufluss. Resümee des Naturschutzamts:

"Ein Hauptproblem des Teiches ist aber der Wassermangel in den zunehmend trockenen Jahren. Der vom Niederschlag gespeiste Teich trocknet dann fast aus, was sich nur durch unverhältnismäßig großen Aufwand (Wassereinleitung per LKW) vermeiden ließe, was als Dauermaßnahme nicht sinnvoll ist. Insofern ist die Prognose in Zeiten des Klimawandels negativ."

Wasser für den Teich

Man kann aber bezweifeln, ob das Wasser wirklich per LKW herangeschafft werden muss. In den 1980er Jahren , um mit der Feuchtigkeit des Geländes fertig zu werden. Das geologische Landesamt hatte 1988 eine Drainage beim Berg am Südende des Friedhofs empfohlen. Der Berg stammt übrigens nicht aus der Schießplatzzeit, sondern bei der Anlage des Friedhofs wurden dort 9 m aufgeschüttet. 
Außerdem sieht man an den Kanaldeckeln, dass sich ein großes Entwässerungsnetz im Friedhof befindet. Eine Laienidee: 
Vielleicht lässt sich Wasser aus diesem Entwässerungssystem zur Speisung des Teichs nutzen?

Mit den Wasserproblemen plagte sich übrigens schon der Schießplatz. In den Militärakten kann man viele Berichte zur Anlage von Gräben und Verlegung von Holzbohlen lesen.

Quellen: Ulrike Kreh: Naturdenkmale Stuttgart", Heidelberg u. a. 2005

Antwort auf meine Anfrage vom 15.11.2021 von Dr. Wolfgang Wagner, Amt für Umweltschutz, vom 16.11.2021 

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