Sonntag, 5. Januar 2025

NS-Militärjustiz-Ausstellung im Bezirksrathaus Zuffenhausen

Die Ausstellung zur NS-Militärjustiz, die von April bis Juli 2024 in der Geschichtswerkstatt Degerloch gezeigt wurde, befindet sich bis Mitte März 2025 im
Bezirksrathaus Zuffenhausen, 
Emil‐Schuler‐Platz 1
70435 Stuttgart.

Im Bereich der ehemaligen Grenadierkaserne und dem Burgholzhof gab es in der NS-Zeit einen Maschinengewehr-Schießstand, auf dem mindestens sechs Soldaten nach militärgerichtlichen Todesurteilen erschossen wurden.

Eröffnungsveranstaltung, 23. Januar 205, 13 Uhr Bezirksrathaus Zuffenhausen, 1. OG.

Auf dem Schießplatz auf der Dornhalde, heute Dornhaldenfriedhof, gab es in diesem Zeitraum mindestens 21 Erschießungen nach militärgerichtlichen Todesurteilen. Bei fünf weiteren ist als Erschießungsort nur Stuttgart angegeben. 

Blick in den Flur im 1. OG des Bezirksrathauses Zuffenhausen

Drei Hinrichtungsopfer.



In diesen Villen wurden Todesurteile gesprochen.


Mitveranstalter








Dienstag, 6. Februar 2024

Opfer der NS-Militärjustiz: Hinrichtungen auf der Dornhalde

Ausstellung in der Geschichtswerkstatt Degerloch, Große Falterstraße 4, 70597 Stgt

Sonntag, 14.04.2024 bis Sonntag, 28.07.2024

Öffnungszeiten: Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr

Und jederzeit nach Vereinbarung. 
Ansprechpartner: Dr. Bertram Maurer. bertram.maurer@t-online.de
Mobil: 0178 55 91 533

Eröffnung: Sonntag, 14.04.2024, 11:00 Uhr

Mitveranstalter*innen: Lern- und Gedenkort "Hotel Silber", Die AnStifter

Flyer




Samstag, 3. Februar 2024

Siedlung auf der Dornhalde im Mesolithikum

Als der Schießplatz auf der Dornhalde im 19. Jahrhundert geplant wurde, war es weit bis zu den nächsten Siedlungen Degerloch und Heslach. 

Feuerstein-Bruch
Vor etwa 12 000 Jahre gab es vermutlich östlich des heutigen Dornhaldenfriedhof einen Lagerplatz. 

1950 wurden dort Geräte aus Feuerstein gefunden, etwa Schaber und Klingen, vielleicht auch Pfeilspitzen. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 10 000 und 5 500, also dem Mesolithikum, der Mittelsteinzeit.

Abbildungen der Funde haben wir nicht. Damit man sich etwas vorstellen kann, hier ein Foto eines gespaltenen Feuersteins aus wikipedia von Anton (rp) aus dem Jahr 2004.

Quelle:

Informationen von Dr. Elfriede Grunow-Oßwald. 

Liste der Kulturdenkmale Baden-Württemberg Teil A2, Stuttgart, Objekt.7/2019; Auszug aus der allgemeinen Denkmal-Datenbank, ADAB-Nr. 101823035 STUT036.

Dienstag, 18. April 2023

Veranstaltungen zur NS-Militärjustiz im Juni 2023

Zwei Veranstaltungen im Juni 2023

10. Juni 2023, 14:30 Uhr, Radtour

14. Juni 2023, 19:00 Uhr, Vortrag und Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth


Flyer zu den Veranstaltungen (als jpg)





NS-Militärgerichtsbarkeit in Stuttgart

Mittwoch, 14. Juni 2023, 19:00 Uhr

Foyer Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.

Vortrag von Dr. Bertram Maurer über:

 Die Soldaten, die nach militärgerichtlichen Todesurteilen auf der Dornhalde bzw. auf dem Burgholzhof erschossen wurden.

 Die Gerichtsorte, an denen die Urteile gesprochen wurden.

 Die Erschießungsorte, Dornhalde und Burgholzhof.

 Die Grabstätten, an denen die Opfer bestattet wurden, Steinhaldenfriedhof, Waldfriedhof.

Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth

Die Familie von Ewald Huth hatte sofort nach Ende des NS-Regimes begonnen, für seine Rehabilitierung zu kämpfen.

In dieser Tradition stehen seine Enkeltöchter

Gabriele Becker und Ulrike Kroneisen.

Sie haben beide eigene Recherchen zum Schicksal ihres Großvaters betrieben.

 Gesprächspartnerin ist die Autorin und Stadträtin

Dr. Christine Lehmann.  

Bitte anmelden unter anmeldung@hotel-silber.de.

Mit dem Fahrrad auf den Spuren der NS-Militärgerichtsbarkeit

Samstag, 10. Juni 2023, 14:30 Uhr

Start beim Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.

 
Nicht angefahren wird der Gerichtsort Feuerbacher Heide 40.

Leitung der Radtour: Dr. Christine Lehmann

Informationen an den Haltepunkten: Dr. Bertram Maurer.

Beim Landgericht in der Urbanstraße 20 wird Dr. Sabrina Müller vom Haus der Geschichte über die Gedenkstelen vor dem Haus und die Ausstellung im Gerichtsgebäude informieren.

Bitte anmelden unter veranstaltungen-hs@hdgbw.de.

Freitag, 28. Oktober 2022

Tod auf der Dornhalde

Hinrichtungen auf der Dornhalde - Führung mit Dr. Bertram Maurer

am 1. und am 20. November 2022

11:00 bis 12:30 Uhr Start am Garnisonsschützenhaus. 


Auf dem Maschinengewehrstand des ehemaligen Schießplatzes auf der Dornhalde wurden zwischen 1941 und 1944 etwa 30 Soldaten  erschossen. Verurteilt wurden sie z. T. in Stuttgarter Villen, die früher jüdische Besitzer hatten. Beerdigt wurden die meisten auf dem Steinhaldenfriedhof in Cannstatt in der Grababteilung X.

Am 1. November 1944, also vor 78 Jahren wurde Ewald Huth hingerichtet.


Fünfzehn der Hingerichteten wurden später in den Ehrenhain auf dem Waldfriedhof umgebettet, mitten unter die Gefallenen des 1. WK und der Kolonialkriege.






Vom Garnisonsschützenhaus (eigentlich Schießplatz-Kantine) gehen wir zur Stelle auf dem Dornhaldenfriedhof, an der der MG-Schießstand war. Danach zum Ehrenhain auf dem Waldfriedhof. Unterwegs wird man einiges über den ehemaligen Schießplatz, den Dornhaldenfriedhof und den Waldfriedhof erfahren. 

Gesamtstrecke etwa 2 km.


Samstag, 22. Oktober 2022

Waldsee auf dem Weg der Rettung

So wenig Wasser, wie in diesem Sommer und Herbst hatte das Biotop Waldsee auf der Dornhalde noch nie. Hier ein Foto von Mitte September.


Die Rettung ist aber auch in Gang. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) hat zunächst dafür gesorgt, dass See ausgebaggert wird. Es kann also keine Rede davon sein, den See verlanden zu lassen, wie zuweilen kolportiert wurde.  


Jetzt hat er noch weniger Wasser. Aber Abhilfe ist in Sicht. Die Idee, eine Leitung von der Regenabflussleitung im Dornhalden-Friedhof einen Abzweig zum See zu legen ist nicht neu, sondern wurde Mitte der 1980er Jahre schon realisiert.
Der Abzweig ist aber verschlammt und vielleicht auch durch Wurzeln zugewachsen. Er wird in näherer Zukunft frei gemacht, dann hat der See wieder einen Zulauf
Auskunft des GFF vom 21.10.2022


Montag, 7. März 2022

Stolperstein für Ewald Huth

Am 6. März 2022 wurde in Villingen vor dem Münsterplatz 8 ein Stolperstein für Ewald Huth verlegt. Er war von 1921 bis 1944 Chordirektor in Villingen und wohnte mit seiner Familie im Kaplaneihaus.

1943 wurde er von zwei Denunzianten, dem Fahnenjunker-Feldwebel Helmut Kö und der Nachbarin Pauline F. als NS-Gegner denunziert. In beiden Fällen hatte Ewald Huth in privaten Gesprächen seine Meinung über das NS-System nicht zurückhalten können.

Vor der Anklage wurde er als Gendarm eingezogen und unterstand damit dem SS- und Militärgericht XI in Stuttgart. Dort wurde er wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 1. November 1944 auf dem Maschinengewehrstand auf dem Schießplatz Dornhalde erschossen.


Das Wetter kam der Veranstaltung entgegen, kalt aber sonnig und auf dem großen Münsterplatz konnten sich die etwa 70 Besucher auch mit Corona-üblichen Abstand verteilen. Der Münsterchor begleitete unter der Leitung des Münsterkantor Roman Laub, einem Amtsnachfolger von Ewald Huth, die Verlegung. 



Die Familie

Über keines der Hinrichtungsopfer auf der Dornhalde ist so viel bekannt wie über Ewald Huth. Dafür ist in erster Linie die Familie Huth verantwortlich. Sie setzen sich schon ab 1946 um die Aufhebung des Urteils ein und sorgten später für die Umbettung vom Friedhof Steinhalden in Stuttgart nach Villingen. Das Engagement geht bis heute weiter. Leider konnte wegen Corona-Infektionen ein Teil der Familie an der Verlegung nicht teilnehmen.  

Tobias Dahmen, Bertram Maurer,
Enkelin von Ewald Huth mit Tochter und Lebensgefährtin

Tobias Dahmen ist ein bekannter Autor von Graphic Novels, z. B. Fahrradmod. Er arbeitet zur Zeit an einem Projekt, bei dem auch Ewald Huth eine Rolle spielt. Er war zur Verlegung extra aus Utrecht angereist.

Die Verlegung

Gunter Demnig verlegte an diesem Sonntag insgesamt 22 Stolpersteine in Villingen und Schwenningen. 

Ein seltener Anblick ergab sich auf dem Münsterplatz. Normalerweise wird das Loch im Pflaster für den Stein vorbereitet. Für den Stein für Ewald Huth musste Gunter Demnig das Loch selbst graben. Der Bautrupp der Stadt Villingen kam erst nach der Verlegung und stellte ein Schild auf.





Zweimalige Ablehnung durch den VS-Gemeinderat

Die Stadt Villingen-Schwenningen hat viele Jahre lang Stolpersteine als Form der Erinnerung an Nazi-Opfer grundsätzlich abgelehnt. Der Gemeinderat der Stadt hat jeweils 2004 und 2013 mit seiner Verweigerung überregionale Aufmerksamkeit erregt. [1] 

Erst im Januar 2020 hat der Gemeinderat Villingen-Schwenningen seine grundsätzliche Ablehnung von Stolpersteinen überwunden. Vor der Abstimmung hatte der Verein Pro Stolpersteine nochmals eine Mahnwache organisiert. [2] 

Am 20. Oktober 2021 wurden endlich die ersten 18 Stolpersteine verlegt. [3]

Der Stolperstein für Ewald Huth kommt zwar auch spät, aber nach ihm wurde bereits 1972 eine Straße nach ihm benannt und 2001 an seiner ehemaligen Wohnung eine Gedenktafel angebracht.


Quellen:

[1] kontext:wochenzeitung vom 04.02.2015

[2] Schwarzwälder Bote vom 27.01.2020

[3] Südkurier vom 20.10.2020

https://pro-stolpersteine-vs.de

https://pro-stolpersteine-vs.de/presse/ Eine umfangreiche Liste von Links auf Presseartikel, allerdings sind viele hinter einer pay-wall.

Colli. Kroneisen [2003] August Kroneisen, Hermann Colli: Ewald Huth: Mutiger Mann und aufrechter Christ. Villinger Widerstandskämpfer. Von den Nazis hingerichtet. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. 26 (2003), S. 65-71

Urteil des SS- und Polizeigerichts XI im Besitz der Familie Huth

Fotos Christine Lehmann und Bertram Maurer




Sonntag, 20. Februar 2022

Otto Hofmann

Foto: wikipedia

Otto Hofmann war der Gerichtsherr des Gerichts, das Ewald Huth zum Tode verurteilt hat.

Hofmann war von 1940 bis 1943 Chef des Rasse- und Siedlungshauptamts und in dieser Funktion auch Teilnehmer der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, bei der die industrielle Ermordung der jüdischen Bevölkerung im NS-Herrschaftsbereich organisiert wurde. 

Die Stuttgarter Zeitung berichtete auch über ihn am 16. Februar 2022 in einem Artikel über "Bürgerliche Schreibtischtäter" bei der Wannsee-Konferenz. Hinter Pay-Wall.

Im April 1943 wurde Hofmann Führer des SS-Oberabschnitts Südwest. Damit unterstand ihm das SS- und Polizei-Gericht XI in Stuttgart, Sitz Etzelstraße 7, Verhandlungsort Wannenstraße 16. 

1944 wurde er General der Polizei.

Nach dem Krieg wurde eine längere Internierung wurde er als einer der Hauptangeklagten im Prozess gegen das Rasse- und Siedlungshauptamt angeklagt und im März 1948 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt. 1954 wurde er dank einer Amnestie des US-Hochkommissars  begnadigt.

Sammlung Familie Huth


Der Haftbefehl für Ewald Huth vom 18. März 1944 wurde von Otto Hofmann unterzeichnet.

Bei Verfahren selbst trat ein weiterer Hoffmann auf (der mit 2f).

Obersturmbannführer und SS-Richter Hoffmann leitet das Verfahren. 

Näheres ist über ihn nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass er Volljurist war und nach dem Krieg als hochangesehener Richter an einem deutschen Gericht wirkte. 


Der Vertreter der Anklage Schön war SS-Richter der Reserve, auch er wohl Volljurist.

Mittwoch, 16. Februar 2022

"Garnisonsschützenhaus" ein Fake


"Garnisonsschützenhaus
" ist keine historische Bezeichnung. In allen  Archiv-Akten und Plänen von 1893 bis 1934 heißt es immer "Kantine" oder "Kantine der Schießplatzverwaltung". Siehe Abbildungen unten. 

Aber natürlich sind wir alle glücklich über diesen klangvollen Namen, der längst zur Marke geworden ist. Kantine klingt dagegen doch ziemlich fad.

Seit die Initiative um Christian Dosch und in Nachfolge der Vereins "Garnisonsschützenhaus - Raum für Stille e. V." sich um das Haus bemühen, ist das Garnisonsschützenhaus in Stuttgart für viele ein Begriff.




Wer hat den Namen erfunden. 

Buck, Schukraft: Stuttgarter
Grenz-Wanderungen. Stuttgart 2003, S. 58


Auch wenn niemand den Namen
"Garnisonsschützenhausmissen will, möchte man doch gerne wissen, wer ihn erfunden hat. Die älteste bislang bekannte öffentliche Quelle, ist ein Stadtführer von Dieter Buck und Harald Schukraft aus dem Jahr 2003. Zugleich die älteste öffentliche Quelle für das falsch Gründungsjahr des Schießplatzes, 1858 statt 1869.

Leider ist es bisher nicht gelungen, herauszufinden, woher die Autoren ihre Informationen hatten.




Sonntag, 6. Februar 2022

Todesurteil(e) in der Wannenstraße 16

Wannenstraße 16

Vor der Villa in der Wannenstraße 16 in Stuttgart-Süd befinden sich zwei Stolpersteine für die ehemaligen Besitzer Helene und Dr. Robert Mainzer. Robert Mainzer war Rechtsanwalt und Notar.

Die Familie Mainzer wurde am 22. August 1942 von Stuttgart aus ins KZ Theresienstadt deportiert und dort ermordet. 

Im Adressbuch der Stadt Stuttgart ist noch 1943 R. Mainzer als Besitzer angegeben mit der Adresse des "Judenhauses" in der Eberhardstraße 1.

Tatsächlich hatte die Gestapo das Gebäude am 21. August 1942 konfisziert. Eigentümer war bis zum Kriegsende das Deutsche Reich "vertreten durch Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler."



Todesurteile

Aus verschiedenen Militärgerichtsakten aus der NS-Zeit geht hervor, dass in diesem Gebäude das SS- und Polizei-Gericht XI tagte. In mindestens zwei Fällen wurde in der Wannenstraße 16 ein Todesurteil gesprochen. Ewald Huth wurde dort am 26. Mai 1944 zum Tode verurteilt und am 1. November 1944 auf der Dornhalde erschossen.

Eigentlich hatte das SS- und Polizei-Gericht XI als Sitz die Etzelstraße 7, so steht es auch im Adressbuch ab 1941. Im Übrigen war die Etzelstraße 7 Sitz verschiedener SS-Organisationen.

Über die sonstige Nutzung des Gebäudes kenne ich bisher nur Gerüchte. Für weitere Informationen wäre ich dankbar. 

Nachtrag vom 08.02.2022

Nach dem Krieg ging das Gebäude aus dem Besitz des Deutschen Reichs in den Besitz der Bundesrepublik über. In den Wiedergutmachungsverfahren Ende der 1950er Jahre verlangten die Erben von Robert Mainzer das Gebäude nicht zurück. Ihre Ansprüche, auch die der Nutzung zwischen 1942 und 1957 wurden in einer ganzen Reihe von Wiedergutmachungsverfahren geklärt. Im Landesarchiv Ludwigsburg können die Verfahrensakten eingesehen werden. Nach den Verfahren war die Bundesrepublik rechtlich einwandfrei im Besitz des Gebäudes und hat es an Privat verkauft. An der Rechtmäßigkeit des Besitzes der aktuellen Eigentümer, die ich nicht kenne, besteht nicht die Spur eines Zweifels.

Obwohl es in den Verfahren auch um die Nutzung zwischen 1942 und 1945 ging, gibt es in den Hunderten von Seiten, die ich durchgesehen habe, keinen Hinweis darauf, wie Himmler das Gebäude genutzt hat. 

Quelle:
[1] Die Wiedergutmachungsakten der Mainzer-Erben im Staatsarchiv Ludwigsburg umfassen zahlreiche Aktenbüschel. Nur in einem der Büschel, EL 402/25 Bü 587, befinden sich Hinweise auf die Nutzung der Gebäude zwischen 1942 und 1945 und die sind nicht sehr inhaltsreich.
Dort findet man: „The Gestapo confiscated this property on 21-Aug-1942“.
Im Grundstückblatt des Finanzministerium vom 4. Juni 1946 ist angegeben, dass „Eigentümer Deutsches Reich vertreten durch Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler“.
[2] Militärgerichtsurteil Ewald Huth. Im Besitz der Familie Huth


Dienstag, 1. Februar 2022

Schießplatz Leipzig

Auf dem Schießplatz in Leipzig-Bienitz befand sich ein Kantinengebäude mit Anbau das dem auf der Dornhalde sehr ähnlich ist. Darauf hat mich Frau Müller vom Liegenschaftsamt der Stadt Stuttgart hingewiesen.

In Bienitz: Kantine mit Anbau, gebaut 1891
Der Schießplatz wurde bis 1989 genutzt, nach dem 2. WK von der Nationalen Volksarmee der DDR. [1] [2]
Der Kantinenpächter war ein Zivilist, der vom Gemeinderat bestellt wurde. [2]
Die Gebäude waren sehr schlicht, rein funktionell gestaltet. Sie wurden 1998 bis 2001 abgerissen.



Auf der Dornhalde: Kantine mit Scheibenwerkstatt. Gebaut 1893 und 1894.
Bis 1918 wurde der Kantinenpächter von der Schießplatzverwaltung bestellt.
Die Kantine ausgesprochen war protzig im Schweitzer Stil, damals beliebt beim reichen Bürgertum
Der Schießplatz wurde bis 1968 von der Bundeswehr genutzt. Die beiden Gebäude  werden zur Zeit denkmalgerecht wiederhergestellt.

Donnerstag, 20. Januar 2022

Die unausrottbare 1858

Der Schießplatz auf der Dornhalde wurde im Herbst 1869 gebaut. Noch immer geistert das falsche Baujahr 1858 durch das Netz und durch Bücher.

Bogen: Stuttgart für Fortgeschrittene. Meßkirch 2020, S. 204

Das jüngstes Beispiel ist das sehr schöne Buch von Uwe Bogen "Stuttgart für Fortgeschrittene" aus dem Jahr 2020. In der 2. Auflage wird das geändert. (1)

Wo kommt das Gründungsjahr 1858 eigentlich her?

Zugegeben, das ist eine ausgesprochen unwichtige Frage. Heutzutage denkt man bei solchen Fehlern gerne an Wikipedia. Dank ihrer leichten Zugänglichkeit und ihres hohen Ansehens ist die freie Enzyklopädie immer in der Gefahr als Fehlerschleuder zu wirken. In diesem Fall aber nicht.

Wikipedia ist unschuldig

Auf der Seite Garnisonsschützenhaus befand sich das falsche Gründungsjahr 1858 nur 4 Wochen, nämlich von der Anlage der Seite durch Gerd Leibrock am 13. April 2014 bis zum 10. Mai 2014. Das richtige Jahr 1869 wurde am 21. Mai 2014 eingetragen. Zugleich wurde auch eine Fußnote eingefügt, die auf die Quelle der kurzzeitigen fehlerhaften Angabe hinweist.

FN 11 [...] "Die Angabe, dass der Schießplatz seit 1858 besteht (#Buck 2005), trifft daher nicht zu." [Ein Lob an die Versionsgeschichte!]

Buck und Schukraft

Leibrock hat als Quelle für das falsche Jahr 1858 "Dieter Buck; Harald Schukraft: Stuttgarter Grenz-Wanderungen. Stadtgeschichtliche Entdeckungstouren. 2. Auflage. Tübingen 2005, Seite 58" angegeben. 

Woher Harald Schukraft seine falsche Information hatte, ließ sich leider nicht ermitteln. Vielleicht vom Denkmalamt?

Landesdenkmalamt 1986

Frau Steudle vom "Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart" hat mir am 24. Juni 2021 mitgeteilt, dass "in amtsinternen Unterlagen" zur Denkmalbegründung 1986 angegeben wird, 

"dass die militärische Nutzung des Areals um 1858 beginnt und 1869 die Schießbahnen angelegt wurden."

Herr Dr. Kirch ebenfalls "Landesamt für Denkmalpflege" ergänzte am 11. Januar 2022, dass damals "in der Literatur zuweilen das Jahr 1858 diskutiert" wurde. Leider kenne ich diese Quellen nicht.

Wie das falsche Jahr 1858 aus internen Denkmal-Unterlagen in Bücher und ins Internet kommt, ist allerdings nicht klar.  

Übrigens: Die Bezeichnung "Garnisonsschützenhaus" ist auch eine neuere Erfindung. Dazu später mehr.

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(1) Für einen Stuttgart-Führer sind diese Details nicht wichtig. Hier natürlich schon. Zunächst waren es nur fünf Bahnen. Erst 1879 neun mit Bahnen von 400 bis 600 m. Ewald Huth wurde nicht öffentlich vor dem NS-Regime gewarnt, er wurde denunziert.


Montag, 10. Januar 2022

Denunzianten von Ewald Huth

Ewald Huth.
Foto: Familie Huth
Ewald Huth wurde am 26. Mai 1944 zum Tode verurteilt, wegen Zersetzung der Wehrkraft
Verraten wurde er von zwei Denunzianten: der Nachbarin Pauline F. in Villingen und dem Fahnenjunker-Feldwebel Helmuth Köhntopp.
Grundlage dafür war die Verordnung über das "Sonderstrafrecht im Kriege und bei besonderem Einsatz", die Kriegssonderstrafrechtsverordnung" (KSStVO). Die Verordnung ergänzte und verschärfte das Militärstrafgesetzbuch. Sie wurde vorausschauenderweise bereits im Sommer 1938 erlassen.

Die "Anklageverfügung und der Haftbefehl" vom 17. März 1944 des SS- und Polizeigerichts XI bezogen sich auf den § 5 zur "Zersetzung der Wehrkraft" [1] in dieser Verordnung.
Huth war zuvor als Rottwachtmeister zum Gendarmeriekreisposten Villingen eingezogen worden. Im 1. Weltkrieg war er wegen seiner schlechten Augen nicht kriegstauglich, jetzt mit über 50 Jahren waren die Augen kein Hindernis mehr.
Er wurde nur deshalb eingezogen, damit er dem SS- und Polizeigericht von Himmler unterstand.

Samstag, 27. November 2021

Verschwindendes Naturdenkmal

Der Waldsee. Ein Naturdenkmal auf dem Weg zum Rückhaltebecken 

Der Waldsee beim Dornhaldenfriedhof ist dabei auszutrocknen. 

Die Fotos unten zeigen: Auch ein Wolkenbruch wie am 29. Juni 2021 hebt den Wasserspiegel nur für kurze Zeit. 

Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, was da eigentlich austrocknet: 

Hier verschwindet ein Naturdenkmal. Der Teich steht in der Liste der Naturdenkmale. Schutzzwecke: Ökologisch, Biozönose, Pflanzenbiotop, Tierbiotop. Er ist damit ein kleines Naturschutzgebiet.

1. Juli 2021                                                           17. Juli 2021

Freitag, 26. November 2021

Regenrückhaltebecken

Das Gewässer neben dem Dornhaldenfriedhof (neuerdings heißt es Waldsee) wird vom Friedhofsamt gerne als Regenrückhaltebecken bezeichnet. Tatsächlich ist der Teich seit 1982 als Biotop und seit 2003 als Naturdenkmal geschützt.

Wie wurde der Teich zum Regenrückhaltebecken?

Schild am Teich aus den 1980er Jahre
Dahinter steckt eine kuriose Geschichte. Entstanden ist das "Wasserloch", wie es anfangs hieß, bei der Umwandlung des Schießplatzes in einen Friedhof eher unabsichtlich. Details sind dazu nicht bekannt. Über die damaligen umfangreichen Abtrage- und Aufschüttungsmaßnahmen gibt es keine Unterlagen im Stadtarchiv und auch das Planungsamt (Auskunft vom 06.06.2018) besitzt nichts. 

In den 1970er Jahren lag das Wasserloch unbeachtet auf dem Friedhofsgelände, auch nach Eröffnung des ersten Teils des Friedhofs 1974. Die Wasserprobleme wurden bei den nun laufenden Beerdigungen nun aber unübersehbar. Ein Friedhofsgärtner berichtet aus dem Anfang der 1980er Jahre.

Bei der Beerdigung wurde Wasser aus dem Grab gepumpt, bis der Pfarrer in Sicht kam. Zudem hatte man Tannenzweige ins Grad gelegt, damit es beim Aufsetzen des Sargs nicht platscht. 

Samstag, 6. November 2021

Ewald Huth

 Besuch einer Enkeltochter von Ewald Huth in Stuttgart

Ewald Huth wurde nach Denunziationen wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 1.11.1944 auf dem Maschinengewehrstand des Schießplatzes auf der Dornhalde erschossen.

Am 28.10.2021 hat jemand aus der Familie Huth die Stelle auf dem heutigen Dornhaldenfriedhof besucht, an der Ewald Huth damals erschossen wurde.

Ewald Huths Enkeltochter Ulrike Kroneisen aus Villingen ist dazu nach Stuttgart gekommen. Die Fotos zeigen den Bereich auf dem Dornhaldenfriedhof, wo bis etwa 1971 der Maschinengewehrschießstand war. Seine genaue Lage, kann man den alten Schießplatzplänen entnehmen. Heute sind keine Spuren mehr davon erkennbar. Auf einem Teil wurde sogar die Lagerfläche des Friedhofs angelegt. Der Stein im Bild hat mit der Schießplatz-Geschichte nichts zu tun. Er liegt dort aus landschaftsplanerischen Gründen, vielleicht auch um Abkürzungen über die Wiese bei der Einfahrt auf die Lagerfläche zu verhindern.

Montag, 1. November 2021

Ewald Huth

Ewald Huth
Über Ewald Huth gibt es viele biographische Informationen. Das verdanken wir vor allem seiner Ehefrau, Maria Huth, und seinem Schwiegersohn August Kroneisen. Maria Huth hatte ein mehr als 12 DIN A-Seiten umfassendes Gedächtnisprotokoll erstellt. Hier teilte Sie den Angehörigen mit, „was sich in der Zeit zwischen Verhaftung, Hinrichtung und Beisetzung ereignet hat“(1). Allerdings ist nicht bekannt, wann sie das Protokoll erstellt hat. Außerdem hat sie die Briefe ihres Manns aus dem Gefängnis, Briefen von Mitgefangen und Berichte von Zeugen aufbewahrt. Die Familie sorgte für die juristische Rehabilitierung von Ewald Huth. 1947 hob das Landgericht Konstanz das Urteil gegen Huth auf. (2) Die Familie organisierte auch die Umbettung des Leichnams von Stuttgart nach Villingen. August Kroneisen hat aus den zahlreichen Unterlagen, darunter auch einer Kopie des Todesurteils, zusammen mit dem Historiker Hermann Colli einen umfangreichen Artikel (3) über Ewald Huth verfasst. Dort wird aus dem Gedächtnisprotokoll, dem Urteil und anderen Unterlagen zitiert, die uns dadurch heute in Ausschnitten zugänglich sind. 

Ewald Huth wurde am 11. Januar 1890 in Hersfeld geboren. Im Ersten Weltkrieg war Ewald Huth wegen eines Sehfehlers untauglich, er meldete sich aber freiwillig für den Sanitätsdienst beim DRK. 1921 wurde er als Chordirektor und Organist am Villinger Münster angestellt. Aus seiner Ablehnung des NS-Regimes machte er bereits 1933 kein Hehl, 1944 wurde er schließlich von Nachbarn denunziert. Die Anklage auf Wehrkraftzersetzung hätte ihm vor einem bürgerlichen Gericht eine Gefängnisstrafe eingetragen. Allerdings war er 1943 im Alter von 53 Jahren zur Polizei eingezogen worden und unterstand damit dem SS- und Polizeigericht in Stuttgart. Das Urteil selbst ist nicht erhalten, auch nicht im Militärarchiv Freiburg. Wir haben aber die Passagen aus dem Urteil, die Kroneisen in seinem Artikel zitiert: Ewald Huth habe „über Jahre hinweg in der Öffentlichkeit den Willen des deutschen Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung gelähmt und zersetzt und weiter: Der Angeklagte ist in geradezu verbrecherischer Weise kirchenhörig, kurz eine schwarze Wühlmaus“. (4)

Bei seinen Mitgefangenen stand „Papa Huth“, wie er genannt wurde, in hohen Ansehen, wie ein Brief an Maria Huth zeigt: 

„Papa Huth wird mir und allen, die jene schreckliche Zeit überlebt haben, unvergesslich sein. Wir hatten alle wirklich etwas auf dem Kerbholz, so dass man jedem von uns sagen musste, irgendwie hast du das verdient. Papa Huth hatte jedoch nichts angestellt, nur seine Meinung gesagt. Als wir ihn beten sahen, da haben wir zuerst spöttisch gelächelt. Mehr und mehr ging uns jedoch auf, dass für ihn Gott wie eine Wirklichkeit war. Uns hat er dabei nie übersehen, hat uns stets Mut gemacht und zugeredet … Das letzte Stück Brot hat er weggegeben, wenn einer von uns jüngeren Hunger hatte. Er war uns wie eine Sonne in jenen dunklen Tagen. Nie habe ich einen solch überzeugten Christen kennengelernt wie ihn.“(5)

In einem Abschiedsbrief an die Familie vor der Hinrichtung bestätigt er dieses Urteil.

„L[eonberg], 31. X. 1944 Meine Teuren! Und noch eine Bitte: Betet für unsere Feinde und tragt nicht Groll im Herzen. Der liebe Gott mag ihnen allen gnädig sein, so wie er mir selbst gnädig sein mag, das ist mein Wunsch und Gebet für sie schon immer gewesen und auch heute im Angesicht des Todes, den sie mir geben. Gott befohlen Euer treuer Vater“ (6)

Am 26. Mai 1944 war Ewald Huth vom SS- und Polizeigericht XI in Stuttgart zum Tod verurteilt worden, das Urteil wurde in der Wannenstraße 16 gesprochen. Am 1. November 1944 um 7.10 Uhr wurde er im Maschinengewehrstand auf der Dornhalde hingerichtet.(7) Beigesetzt wurde er auf dem Steinhalden-Friedhof in Stuttgart. Die Familie beantragte sofort nach Kriegsende die Umbettung nach Villingen. Über den abenteuerlichen Ablauf der Überführung des Leichnams nach Villingen haben wir nur den Bericht von August Kroneisen (8) als Quelle. Im Friedhofsamt Stuttgart gibt es zwar eine Mappe zu Ewald Huth, allerdings ohne Inhalt. Als endlich die Genehmigung zur Überführung nach Villingen vorlag, reiste Kroneisen am 17. Juli 1946 mit einem Villingen Bestatter nach Stuttgart. Dort stellte sich heraus, dass die Leiche von Ewald Huth mit der eines belgischen Barons Jacques Donny verwechselt worden war. So war Huths Leichnam 1945 nach Brüssel überführt und dort in einem Mausoleum beigesetzt worden. Die Rückführung war kompliziert, wie Kroneisen berichtet:

Bis zur Auswechslung der beiden Leichen – die Witwe des Barons durfte von dem Irrtum nichts erfahren – wurden 64 Schriftstücke mit den verschiedensten Stellen in Deutschland und Belgien hin und her gewechselt. Erst am 6. August 1949 wurde durch einen belgischen Militärkonvoi die Leiche Ewald Huths kostenlos nach Villingen überführt und vom Verfasser nach Öffnung des Sarges anhand der Beigaben identifiziert.(9)

In seinem Grab ist seit 1986 auch seine Frau Maria beigesetzt. Die Stadt Villingen bewahrt Ewald Huth ein ehrendes Gedenken. 1972 wurde eine Straße nach ihm benannt, die Münsterpfarrei nannte einen Saal im Gemeindezentrum in „Ewald Huth-Saal“ um. (10)

Am Kaplaneihaus der Münsterpfarrei wurde 2001 eine Gedenktafel angebracht. Sein Grab wird von der Gemeinde als Ehrengrab gepflegt.(11)

Grab Ewald Huth
Außerdem wurde er 2005 in die Neue Folge der Badischen Biographien aufgenommen.

Quellen:
Colli. Kroneisen [2003] August Kroneisen, Hermann Colli: Ewald Huth: Mutiger Mann und aufrechter Christ. Villinger Widerstandskämpfer. Von den Nazis hingerichtet. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. 26 (2003), S. 65-71. www.ghv-archiv.de 

Uwe Schellinger: Huth, Ewald (1890-1944), in: Badische Biographien NF Band 5. Stuttgart 2005, S. 129–131


(1) Colli. Kroneisen [2003], S. 70

(2) A. a. O., S. 70

(3) Colli. Kroneisen [2003]

(4) Colli. Kroneisen [2003], S. 68

(5) Brief eines Zellengenossen von Ewald Huth, zitiert nach Colli. Kroneisen [2003], S. 68

(6) Zitiert nach Colli. Kroneisen [2003], S. 69

(7) Colli. Kroneisen [2003], S. 69 und Sterbeurkunde im StAS

(8) Colli. Kroneisen [2003], S. 69

(9) A. a. O., S. 69

(10) A. a. O., S. 70

(11) Auskunft Friedhofsamt Villingen-Schwenningen

Montag, 25. Januar 2021

Gustav Stange

Beim Gedenken an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 2021 liegt dieses Jahr der "Fokus auf die Zeugen Jehovasdie verfolgt wurden aufgrund ihres Glaubens, ihres Gewissens und der daraus folgenden Weigerung, das NS-Regime zu unterstützen". Gedenken dieses Jahr nicht im Landtag, sondern virtuell. 

Gustav Stange wurde am 24. Oktober 1903 in Oppenweiler im Kreis Backnang geboren. Er wohnte in Stuttgart-Stammheim als er zum Ersatz-Bataillon 5 der Landes-Schützen als Wehrpflichtiger eingezogen wurde. Als Zeuge Jehovas weigerte er sich, dem Stellungsbefehl nachzukommen. Am 20. Januar 1942 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung vom Gericht der Division z. b. V. 405 zum Tod verurteilt und am 20. Februar 1942 um 8:41 Uhr auf dem MG-Schießstand Dornhalde hingerichtet. Der Initiator der Stolperstein-Initiative, Gunter Demnig, hat 2007 in der Münchingerstraße 5 in Stammheim eine Gedenkplakette verlegt.


Sterbeurkunde:






Gustav Stange arbeitete in der Schuhreparaturwerkstätte von Rudolf Schlegel in der Böblinger Str. 103, wohnte aber in Stuttgart-Stammheim. Ein ehemaliger Nachbar erzählte damals: „Mein Vater hat noch versucht, ihn zu retten, [...]. Sie müssen doch nicht schießen, hat er gesagt. Aber Stange war innerlich so überzeugt von seinem Glauben, dass er die Folgen in Kauf nehmen wollte.“ Quelle

1933 lebten in Deutschland zwischen 20 000 und 30 000 „Bibelforscher“, wie sich die Zeugen Jehovas damals nannten. Etwa 1 200 von ihnen wurden in der NS-Zeit hingerichtet, 250 davon wegen Wehrdienstverweigerung durch Militärgerichte. (Vgl. Garbe, S. 500)

Der Fall von Gustav Stange ist mindestens seit 1989 öffentlich bekannt. 

1989 wird Gustav Stange von Detlef Garbe in seiner Dissertation erwähnt, ebenso in der Ausstellung "Stuttgart im zweiten Weltkrieg", die vom 01.09.1989 bis 22.07.1990 im Tagblatt-Turm in Stuttgart stattfand. Im Katalog zur Ausstellung gibt es einen Artikel von Egon Zweigart, der das Schicksal von Gustav Stange darstellt. 

Bei beiden Fällen spielt der Pfarrer in der Markus-Gemeinde in Stuttgart, Rudolf Dauer, eine wichtige Rolle als Quelle.

Quelle:

Sterberegister Stuttgart, 1942 Nr. 14.

www.stolpersteine-stuttgart.de (25.1.2021)

go-stuttgart.org Kurzbiographie mit Bild (25.1.2021)

Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich". 4. Auflage. Oldenburg 1999

Marlene P. Hiller (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung „Stuttgart im Zweiten Weltkrieg“. Gerlingen 1989

Darin: Egon Zweigart: „Oder soll ich gar den Weg gehen, den Judas gegangen ist?“. Die Ernsten Bibelforscher im NS-Staat, S. 255-258