Zwei Veranstaltungen im Juni 2023
10. Juni 2023, 14:30 Uhr, Radtour
14. Juni 2023, 19:00 Uhr, Vortrag und Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth
Zwei Veranstaltungen im Juni 2023
10. Juni 2023, 14:30 Uhr, Radtour
14. Juni 2023, 19:00 Uhr, Vortrag und Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth
Mittwoch, 14. Juni 2023, 19:00 Uhr
Foyer Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.
Vortrag von Dr. Bertram Maurer über:
Die Soldaten, die nach militärgerichtlichen Todesurteilen auf der Dornhalde bzw. auf dem Burgholzhof erschossen wurden.
Die Gerichtsorte, an denen die Urteile gesprochen wurden.
Die Erschießungsorte, Dornhalde und Burgholzhof.
Die Grabstätten, an denen die Opfer bestattet wurden, Steinhaldenfriedhof, Waldfriedhof.
Gespräch mit zwei Enkeltöchtern von Ewald Huth
Die Familie von Ewald Huth hatte sofort nach Ende des NS-Regimes begonnen, für seine Rehabilitierung zu kämpfen.
In dieser
Tradition stehen seine Enkeltöchter
Gabriele Becker und Ulrike Kroneisen.
Sie haben
beide eigene Recherchen zum Schicksal ihres Großvaters betrieben.
Gesprächspartnerin ist die Autorin und Stadträtin
Dr. Christine Lehmann.
Samstag, 10. Juni 2023, 14:30 Uhr
Start beim Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10.
Nicht angefahren wird der Gerichtsort Feuerbacher Heide 40.
Leitung der Radtour: Dr. Christine Lehmann
Informationen an den Haltepunkten: Dr. Bertram Maurer.
Beim Landgericht in der Urbanstraße 20 wird Dr. Sabrina Müller vom Haus der Geschichte über die Gedenkstelen vor dem Haus und die Ausstellung im Gerichtsgebäude informieren.
Bitte anmelden unter veranstaltungen-hs@hdgbw.de.Hinrichtungen auf der Dornhalde - Führung mit Dr. Bertram Maurer
am 1. und am 20. November 2022
11:00 bis 12:30 Uhr Start am Garnisonsschützenhaus.
Auf dem Maschinengewehrstand des ehemaligen Schießplatzes auf der Dornhalde wurden zwischen 1941 und 1944 etwa 30 Soldaten erschossen. Verurteilt wurden sie z. T. in Stuttgarter Villen, die früher jüdische Besitzer hatten. Beerdigt wurden die meisten auf dem Steinhaldenfriedhof in Cannstatt in der Grababteilung X.
Am 1. November 1944, also vor 78 Jahren wurde Ewald Huth hingerichtet.
Vom Garnisonsschützenhaus (eigentlich Schießplatz-Kantine) gehen wir zur Stelle auf dem Dornhaldenfriedhof, an der der MG-Schießstand war. Danach zum Ehrenhain auf dem Waldfriedhof. Unterwegs wird man einiges über den ehemaligen Schießplatz, den Dornhaldenfriedhof und den Waldfriedhof erfahren.
Gesamtstrecke etwa 2 km.
So wenig Wasser, wie in diesem Sommer und Herbst hatte das Biotop Waldsee auf der Dornhalde noch nie. Hier ein Foto von Mitte September.
Am 6. März 2022 wurde in Villingen vor dem Münsterplatz 8 ein Stolperstein für Ewald Huth verlegt. Er war von 1921 bis 1944 Chordirektor in Villingen und wohnte mit seiner Familie im Kaplaneihaus.
1943 wurde er von zwei Denunzianten, dem Fahnenjunker-Feldwebel Helmut Kö und der Nachbarin Pauline F. als NS-Gegner denunziert. In beiden Fällen hatte Ewald Huth in privaten Gesprächen seine Meinung über das NS-System nicht zurückhalten können.
Vor der Anklage wurde er als Gendarm eingezogen und unterstand damit dem SS- und Militärgericht XI in Stuttgart. Dort wurde er wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 1. November 1944 auf dem Maschinengewehrstand auf dem Schießplatz Dornhalde erschossen.
Das Wetter kam der Veranstaltung entgegen, kalt aber sonnig und auf dem großen Münsterplatz konnten sich die etwa 70 Besucher auch mit Corona-üblichen Abstand verteilen. Der Münsterchor begleitete unter der Leitung des Münsterkantor Roman Laub, einem Amtsnachfolger von Ewald Huth, die Verlegung.
Über keines der Hinrichtungsopfer auf der Dornhalde ist so viel bekannt wie über Ewald Huth. Dafür ist in erster Linie die Familie Huth verantwortlich. Sie setzen sich schon ab 1946 um die Aufhebung des Urteils ein und sorgten später für die Umbettung vom Friedhof Steinhalden in Stuttgart nach Villingen. Das Engagement geht bis heute weiter. Leider konnte wegen Corona-Infektionen ein Teil der Familie an der Verlegung nicht teilnehmen.
Tobias Dahmen, Bertram Maurer, Enkelin von Ewald Huth mit Tochter und Lebensgefährtin |
Gunter Demnig verlegte an diesem Sonntag insgesamt 22 Stolpersteine in Villingen und Schwenningen.
Ein seltener Anblick ergab sich auf dem Münsterplatz. Normalerweise wird das Loch im Pflaster für den Stein vorbereitet. Für den Stein für Ewald Huth musste Gunter Demnig das Loch selbst graben. Der Bautrupp der Stadt Villingen kam erst nach der Verlegung und stellte ein Schild auf.
Die Stadt Villingen-Schwenningen hat viele Jahre lang Stolpersteine als Form der Erinnerung an Nazi-Opfer grundsätzlich abgelehnt. Der Gemeinderat der Stadt hat jeweils 2004 und 2013 mit seiner Verweigerung überregionale Aufmerksamkeit erregt. [1]
Erst im Januar 2020 hat der Gemeinderat Villingen-Schwenningen seine grundsätzliche Ablehnung von Stolpersteinen überwunden. Vor der Abstimmung hatte der Verein Pro Stolpersteine nochmals eine Mahnwache organisiert. [2]
Am 20. Oktober 2021 wurden endlich die ersten 18 Stolpersteine verlegt. [3]
Der Stolperstein für Ewald Huth kommt zwar auch spät, aber nach ihm wurde bereits 1972 eine Straße nach ihm benannt und 2001 an seiner ehemaligen Wohnung eine Gedenktafel angebracht.
[1] kontext:wochenzeitung vom 04.02.2015
[2] Schwarzwälder Bote vom 27.01.2020
https://pro-stolpersteine-vs.de
https://pro-stolpersteine-vs.de/presse/ Eine umfangreiche Liste von Links auf Presseartikel, allerdings sind viele hinter einer pay-wall.
Colli. Kroneisen [2003] August Kroneisen, Hermann Colli: Ewald Huth: Mutiger Mann und aufrechter Christ. Villinger Widerstandskämpfer. Von den Nazis hingerichtet. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. 26 (2003), S. 65-71
Urteil des SS- und Polizeigerichts XI im Besitz der Familie Huth
Fotos Christine Lehmann und Bertram Maurer
Foto: wikipedia |
Otto Hofmann war der Gerichtsherr des Gerichts, das Ewald Huth zum Tode verurteilt hat.
Hofmann war von 1940 bis 1943 Chef des Rasse- und
Siedlungshauptamts und in dieser Funktion auch Teilnehmer der Wannsee-Konferenz
am 20. Januar 1942, bei der die industrielle Ermordung der jüdischen
Bevölkerung im NS-Herrschaftsbereich organisiert wurde.
Die Stuttgarter Zeitung berichtete auch über ihn am 16. Februar 2022 in einem Artikel über "Bürgerliche Schreibtischtäter" bei der Wannsee-Konferenz. Hinter Pay-Wall.
Im April 1943 wurde Hofmann Führer des SS-Oberabschnitts Südwest. Damit unterstand ihm das SS- und Polizei-Gericht XI in Stuttgart, Sitz Etzelstraße 7, Verhandlungsort Wannenstraße 16.
1944 wurde er General der Polizei.
Nach dem Krieg wurde eine längere Internierung wurde er als einer der Hauptangeklagten im Prozess gegen das Rasse- und Siedlungshauptamt angeklagt und im März 1948 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt. 1954 wurde er dank einer Amnestie des US-Hochkommissars begnadigt.
Sammlung Familie Huth |
Der Haftbefehl für Ewald Huth vom 18. März 1944 wurde von Otto Hofmann unterzeichnet.
Bei Verfahren selbst trat ein weiterer Hoffmann auf (der mit 2f).
Obersturmbannführer und SS-Richter Hoffmann leitet das Verfahren.
Näheres ist über ihn nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass er Volljurist war und nach dem Krieg als hochangesehener Richter an einem deutschen Gericht wirkte.
Der Vertreter der Anklage Schön war SS-Richter der Reserve, auch er wohl Volljurist.